Auf Widerspruch stoßen Äußerungen der Kasteler CDU-Vorsitzenden Ute Pohl zur Wilhelm-Leuschner-Schule. „Mir ist schleierhaft, wie Frau Pohl zu der Einschätzung kommt, die Wilhelm-Leuschner-Schule könne eine gymnasiale Oberstufe nicht stemmen,“ erklärt Marion Mück-Raab, Fraktionssprecherin des AUF im Kostheimer Ortsbeirat. Die Schule verfüge nicht nur über genügend Gymnasiallehrer, auch der Bedarf für die Oberstufe sei da.
„Anstatt
diese Schule klein zu reden, wäre es nötig, sie zu sanieren und die Bemühungen
der Schulleitung um eine moderne und attraktive Schule zu unterstützen.“
Doch
die Sanierung der Schule halte Pohl wohl für nicht zielführend. Anders lasse
sich ihre Aussage, dass aktuelle Schülerzahlen und Sanierungsbedürftigkeit
nichts miteinander zu tun haben, kaum verstehen. „Die Geringschätzung, die hier
zum Ausdruck kommt, ist nicht nur eine Zumutung für die Kinder und Lehrer
dieser Schule, sie ist auch naiv.“ Natürlich gebe es einen Zusammenhang
zwischen Anmeldungen und dem baulichen Zustand der Schule: „Wer will schon,
dass seine Kinder im Winter in dicken Jacken im Unterricht sitzen, weil sie
sonst frieren?“ Das sei für viele Eltern in der Vergangenheit ein Grund
gewesen, ihre Kinder nicht an der Wilhelm-Leuschner-Schule anzumelden. Zahlreiche
Kostheimer Kinder seien aus diesem Grund auf die Gesamtschule nach Hochheim
ausgewichen oder besuchten Schulen im Wiesbadener Stadtgebiet. Was deshalb
dringend nötig sei, sei die sofortige Sanierung der Wilhelm-Leuschner-Schule. „Die
ist überfällig.“
Doch
anstatt sich für diese Sanierung stark zu machen, rede die CDU von nichts
anderem als von einem Gymnasium an der Rheinschiene. Frau Pohl scheine, allen PISA-Studien
zum Trotz, immer noch zu glauben, dass das die alleinseligmachende Schulform
sei. Das sei ihr unbenommen. „Es ist aber keine vernünftige Schulpolitik, jeden
verfügbaren Cent in Gymnasien zu stecken und alle anderen Schulen zu
vernachlässigen. Auch Kinder, die mittlere Bildungsabschlüsse anstreben, haben schließlich
ein Recht auf Bildung. Wir brauchen ein breites Angebot an gut ausgestatteten Schulen
für alle Schüler. Alles andere ist verantwortungslos.“
Die
Wilhelm-Leuschner-Schule sei für AKK unverzichtbar, der Elternwille dürfe nicht
länger ignoriert werden. „Es gibt viele Eltern, die sich für ihre Kinder einen
akademischen Abschluss wünschen und das Konzept der Gesamtschule dem Gymnasium
vorziehen.“ Für diese Eltern gäbe es, seit Abschaffung der Oberstufe in der
WLS, kein Angebot mehr. Deshalb sähen sich viele geradezu gezwungen, ihr Kind
an einem Gymnasium anzumelden. Die Folge seien überwählte Gymnasien und
überforderte Kinder. Gut ein Viertel der Schüler müsse früh das Gymnasium
wieder verlassen.
Gegen
eine gymnasiale Oberstufe an der Wilhelm-Leuschner-Schule spräche daher nichts,
so Mück-Raab. „Sogar die Zahlen, die Wiesbaden jetzt vorgelegt habe, zeigen den
Bedarf. Sie belegen nichts anderes als den Wunsch, Abitur zu machen. Das kann,
muss aber nicht am Gymnasium sein.“
Dem
OB-Kandidaten Eberhard Seidensticker, er sprach von Platzgründen, die gegen
eine Oberstufe sprechen, empfiehlt Mück-Raab, die Schule doch einmal zu
besuchen. Es fehle ihm eindeutig an Ortskenntnis: „Am besten macht er eine
Führung mit der Schulleitung, sonst wird er sich auf dem riesigen Gelände noch
verlaufen.“